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Markgrafenkirche St. Susannae

Adresse

Kirchenweg 3
91287 Plech

Markgrafenkirche St. Susannae

Ein Höhepunkt, den Plech in der Markgrafenzeit erlebte, war der Neubau eines größeren Kirchenschiffes für die Pfarrkirche nach den Plänen des Bayreuther Hofbaudirektors Johann Gottlieb Riedel und des Zimmermeisters Ulrich Gerstner. Die Kirche wurde im frühklassizistischen Stil als schlichte Saalkirche verwirklicht, der erhalten gebliebene Ostturm wurde als Altarraum in den Neubau mit einbezogen. Unter der Aufsicht des Werkmeisters Johann Tripß und des Zimmermeisters Ulrich Gerstner, beide aus Bayreuth, wurden die Arbeiten von dem Maurermeister Friedrich Prey und dem Zimmermeister Conrad Götz ausgeführt.

Der Grundstein wurde nach der Bauinschrift über dem Südportal der Kirche am 11. Juni 1779 gelegt. Das Datum 11. Juni 1779 kann sich nur auf eine offizielle Grundsteinlegung beziehen, denn in der Akte zum Kirchenbau ist festgehalten, dass am 5. Juni 1779 „die Mauer der einen Seite biß zu Anfang des zweyten Gadens oder Empor bereits glücklich aufgeführet worden“ war. Nach der Bauinschrift wurde der Schlussstein am 4. August gesetzt, die Formulierung ist jedoch so unglücklich, dass man dieses Datum sowohl auf das Jahr 1779 als auch auf das Jahr 1782 beziehen kann, zumal nach der Bauakte das „Heben“ der neu errichteten Kirche am 2. August 1779 schon erledigt war. Für die Richtigkeit des Datums „4. August 1782“ spricht aber ein Schreiben vom 6. August 1782, in dem es heißt, dass „biß anhero noch an dieser Kirche gearbeithet und […] auch die neue Orgel darin aufgestellet worden, dahero die dißjährige Jahr-Zahl mit beyzusezen“.

Die erwähnte „neue Orgel“ wurde nach Ewald von dem aus Plech stammenden Nürnberger Kaufmann und Marktadjunkten Johann Leißner 1770 gestiftet und beim Orgelbauer Johann Christoph Kittelmann in Nürnberg in Auftrag gegeben. Als Kittelmann 1777 starb wurde sie vom Bayreuther Hoforgelbauer Georg Ernst Wiegleb vollendet, sie erklingt immer noch.  

Beim Neubau des Kirchenschiffes hatte der „Kirchenbeck“, Ratsbürger und Bäckermeister Johann Georg Kiefhaber, für einen Zeitraum von acht Monaten sein Wohnhaus als „Bethauß“ zur Verfügung gestellt. Mit der Begründung, dass er gezwungen war, sein ganzes oberes Haus, Stuben, Tanzboden und Kammern, auszuräumen, und dass an Sonn- und Feiertagen auch sein unteres Haus „so gedruckt voller Leute gesteckt, daß er und seine Familie sich in die Kuechen verkriechen müssen“, verlangte er laut Vermerk des Pfarrers Johann Daniel Moeckel vom 29. Juni 1780 einen Betrag von 20 Gulden fränkisch für diese Überlassung. Mit Verfügung vom 18. September 1780 wurden ihm aber „für die Einräumung seines Wohnhaußes zu Haltung des öffentlichen Gottes-Dienstes während dem Kirchen-Bau“ nur 20 Gulden rheinisch bewilligt.

Die Akten belegen, dass es beim Kirchenbau viel Ärger gab, woran offenbar Pfarrer Moeckel die Hauptschuld trug. So klagt Johann Gottlieb Riedel am 21. September 1779 dem Amtsrichter Johann Georg Pöhringer sein Leid: „Ich muß bekennen bey keinen Bau habe mehr hinterniße gesehen als bey dießer Kirche, ob wohl dieselbe die 12. ist welche nach meinem Dessein aufgeführet worden, und drifft hier das Sprichwort würcklich ein: wo sich Pfaffen und Weiber metiren ist nichts als Verdruß“.

Wie zur Bestätigung findet sich kurz darauf ein 15-seitiges Schreiben Moeckels an die „Hochfürstliche Hochpreißliche Regierung und Heilige Deputation in Bayreuth“ vom 10. November 1779, mit dem er die Ausführung des Kirchenbaus massiv kritisiert und sich insbesondere darüber beschwert, dass er beim hiesigen Amtsrichter, den er als arrogant bezeichnet, mit seinem „vernünftig und guten Beyrath“ kein Gehör findet. Sicherlich als Reaktion auf die ständigen Streitereien ist das markgräfliche Dekret vom 18. September 1780 anzusehen, das Richter und Pfarrer den „ernstlichen Befehl“ erteilt, „künfftig eure Berichte in dergleichen Gotteshauß-Angelegenheiten, nicht mehr, wie bisher zur Ungebühr geschehen, einseitig, sondern jedesmal gemeinschafftlich zu erstatten“.

Wir wissen sogar, wie Moeckel ausgesehen hat, denn Jakob Christoph Reich hat ihn 1759 für elf Gulden gemalt. Das ganzfigurige, ziemlich handwerkliche Bildnis hängt gegenwärtig links hinter dem Kanzelaltar. Pfarrer Moeckel soll übrigens nach einer Notiz seines Amtsbruders Johann Martin Grüner, die Pfarrer Munzert 1833 zitiert hat, sehr eitel gewesen sein: „Als nicht unrichtig scheint es übrigens zu sein, daß der Marggraf Friederich mit seiner Gemahlin auf seiner Reise von Baireuth nach Erlangen am 7. März 1760 im hiesigen Pfarrhaus einkehrte und über Mittag speiste. ‚Die Frau Marggräfin aus Braunschweig, damals eine schöne junge Dame machte dem (dies sind Worte Grüners) an sich schon eitelen Pfarrer Möckel ein Compliment über seiner hübschen Leibesgestalt. Von Stund an war Möckel in seine Person verliebt.’“

Der vom Bayreuther Bildhauer Johann Caspar Fischer 1731 geschaffene Kanzelaltar wurde in den Neubau von 1782 übernommen. Die Kartusche mit dem Monogramm A.M.Z.B.B.Z.N. (Alexander, Markgraf zu Brandenburg, Burggraf zu Nürnberg) ist seit der Kircheninstandsetzung 1989/91 nicht mehr an der Emporenbrüstung vor der Orgel angebracht, sondern wieder am angestammten Platz über der Kanzel.